
… Arno Vers
Arno Vers ist Leiter der Entwicklung für E-Bike-Systeme bei der Firma Brose eBike in Berlin. Das Unternehmen hat sich u. a. auf das sogenannte Remanufacturing spezialisiert. Remanufacturing bezeichnet die Aufarbeitung gebrauchter Geräte auf Neugerätequalität, indem sie teilweise oder vollständig zerlegt werden.
1. Das Unternehmen Brose eBike produziert Mittelmotoren für E-Bikes. Teil der Unternehmensstrategie ist es, im Bereich der Antriebstechnik auf Remanufacturing zu setzen. Wie ist diese Zielsetzung bei Ihnen im Haus entstanden, vor allem da Antriebe komplexe Bauteile sind, die Verschleiß unterliegen?
«Dass wir von der Brose Antriebstechnik auf Remanufacturing setzen, ist vor allem durch eine ausgeprägte intrinsische Motivation der Mitarbeiter:innen aus den Abteilungen Qualität und Kundenservice entstanden. Diese Teams sind täglich mit den Herausforderungen konfrontiert, die komplexe Mittelmotoren für E-Bikes mit sich bringen – insbesondere hinsichtlich Verschleiß und Lebensdauer der Bauteile. Durch die direkte Einbindung der Kolleg:innen entstand das Bewusstsein, dass traditionelle Reparaturkonzepte allein nicht ausreichen, um den steigenden Qualitätsansprüchen und Nachhaltigkeitszielen gerecht zu werden. Deshalb wurden neben den klassischen Reparaturansätzen gezielt weitere Möglichkeiten untersucht, speziell innovative Verfahren wie Remanufacturing.
Der Prozess bietet die Chance, Antriebssysteme nicht nur instand zu setzen, sondern sie auf einen nahezu neuwertigen Zustand zu bringen, was sowohl die Produktqualität als auch die Ressourceneffizienz maßgeblich verbessert. Dabei wurde berücksichtigt, dass Antriebe komplexe Bauteile sind, die einem natürlichen Verschleiß unterliegen. Eine bloße Reparatur greift hier oft zu kurz, wohingegen Remanufacturing eine ganzheitlichere und nachhaltigere Lösung darstellt.
Zur fundierten Umsetzung wurden im Unternehmen mehrere Studienarbeiten durchgeführt. Diese wissenschaftlichen Analysen und Praxisuntersuchungen haben wichtige Grundlagen geschaffen, um die technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Durchführung zu definieren. Dabei wurden neben klassischen Reparaturkonzepten auch weiterführende Strategien, wie das vollständige Remanufacturing, eingehend geprüft. Darüber hinaus beschränken wir uns nicht auf die Antriebseinheiten – im Rahmen einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie werden auch weitere E-Bike-Komponenten wie die Batterie auf ihr Remanufacturing-Potenzial untersucht.
Ziel ist es, durch ein umfassendes Rückführungskonzept die Wiederverwendung von wertvollen Komponenten zu maximieren, die Lebenszyklen zu verlängern und insgesamt einen Beitrag zur Ressourcen- und Umweltschonung zu leisten. Diese kombinierte Herangehensweise aus Mitarbeiterengagement, wissenschaftlicher Begleitung und ganzheitlichem Systemdenken bildet die Basis für die erfolgreiche Integration von Remanufacturing in unsere Unternehmensstrategie im Bereich E-Bike-Antriebstechnik.»
1. Das Unternehmen Brose eBike produziert Mittelmotoren für E-Bikes. Teil der Unternehmensstrategie ist es, im Bereich der Antriebstechnik auf Remanufacturing zu setzen. Wie ist diese Zielsetzung bei Ihnen im Haus entstanden, vor allem da Antriebe komplexe Bauteile sind, die Verschleiß unterliegen?
«Dass wir von der Brose Antriebstechnik auf Remanufacturing setzen, ist vor allem durch eine ausgeprägte intrinsische Motivation der Mitarbeiter:innen aus den Abteilungen Qualität und Kundenservice entstanden. Diese Teams sind täglich mit den Herausforderungen konfrontiert, die komplexe Mittelmotoren für E-Bikes mit sich bringen – insbesondere hinsichtlich Verschleiß und Lebensdauer der Bauteile. Durch die direkte Einbindung der Kolleg:innen entstand das Bewusstsein, dass traditionelle Reparaturkonzepte allein nicht ausreichen, um den steigenden Qualitätsansprüchen und Nachhaltigkeitszielen gerecht zu werden. Deshalb wurden neben den klassischen Reparaturansätzen gezielt weitere Möglichkeiten untersucht, speziell innovative Verfahren wie Remanufacturing.
Der Prozess bietet die Chance, Antriebssysteme nicht nur instand zu setzen, sondern sie auf einen nahezu neuwertigen Zustand zu bringen, was sowohl die Produktqualität als auch die Ressourceneffizienz maßgeblich verbessert. Dabei wurde berücksichtigt, dass Antriebe komplexe Bauteile sind, die einem natürlichen Verschleiß unterliegen. Eine bloße Reparatur greift hier oft zu kurz, wohingegen Remanufacturing eine ganzheitlichere und nachhaltigere Lösung darstellt.
Zur fundierten Umsetzung wurden im Unternehmen mehrere Studienarbeiten durchgeführt. Diese wissenschaftlichen Analysen und Praxisuntersuchungen haben wichtige Grundlagen geschaffen, um die technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Durchführung zu definieren. Dabei wurden neben klassischen Reparaturkonzepten auch weiterführende Strategien, wie das vollständige Remanufacturing, eingehend geprüft. Darüber hinaus beschränken wir uns nicht auf die Antriebseinheiten – im Rahmen einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie werden auch weitere E-Bike-Komponenten wie die Batterie auf ihr Remanufacturing-Potenzial untersucht.
Ziel ist es, durch ein umfassendes Rückführungskonzept die Wiederverwendung von wertvollen Komponenten zu maximieren, die Lebenszyklen zu verlängern und insgesamt einen Beitrag zur Ressourcen- und Umweltschonung zu leisten. Diese kombinierte Herangehensweise aus Mitarbeiterengagement, wissenschaftlicher Begleitung und ganzheitlichem Systemdenken bildet die Basis für die erfolgreiche Integration von Remanufacturing in unsere Unternehmensstrategie im Bereich E-Bike-Antriebstechnik.»

2. Es bestehen verschiedene Methoden, um Komponenten zu recyclen. Warum haben Sie sich bei Brose für das Remanufacturing entschieden und wie sieht das genau aus?
«Wir sehen das Remanufacturing als einen wichtigen Baustein innerhalb unserer umfassenden Kreislaufwirtschaftsstrategie. Zwar gibt es verschiedene Methoden, um Komponenten nachhaltig zu recyclen – wie das klassische Recycling, das Reuse (also die direkte Wiederverwendung) oder die Reparatur von Einzelkomponenten – doch gerade bei unseren komplexen Mittelmotoren für E-Bikes überzeugt das Remanufacturing durch seine besondere Qualität und Nachhaltigkeit. Es ist für uns der effektivste Weg, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu vereinen. Während Recycling oft mit einem hohen Energieaufwand verbunden ist, ermöglicht unser Ansatz die Wiederaufbereitung und Wiederverwendung hochwertiger Bauteile mit deutlich geringerem Ressourceneinsatz.
Konkret bedeutet das: Rückgeführte Motoren unserer Kund:innen werden zunächst einer detaillierten Analyse unterzogen. Danach werden Komponenten wie die Elektronik, Hohlwellen, Magnete, Drehmomentsensoren und Steckerbuchsen ausgebaut, gereinigt, getestet und eingelagert. Die zurückgewonnenen Bauteile werden dann zusammen mit den neuen Teilen auf unserer Serienfertigungsanlage zu einem Remanufacturing-Antrieb montiert. Jeder Reman-Drive durchläuft dieselben strengen Qualitätskontrollen wie die Neuprodukte, sodass er ihnen in puncto Leistung und Lebensdauer in nichts nachsteht. So reduzieren wir Abfall, sparen wertvolle Rohstoffe und bieten den Endverbraucher:innen eine nachhaltige Alternative zum Neukauf.»
3. Ihr Verfahren füllt eine Lücke zwischen Reparatur und Neuprodukt. Welche umweltschonenden Vorteile ergeben sich daraus und wie wird das von Herstellern, Handel und Verbraucher:innen wahrgenommen?
«Unser Remanufacturing-Ansatz führt zu einer erheblichen CO₂-Reduktion (pro Antrieb 13 kg CO2-Äquivalente im Vergleich zum Neuprodukt), da wir den Material- und Energieaufwand für die Herstellung minimieren. Gleichzeitig verlängern wir die Nutzungsdauer unserer Antriebe und somit auch der E-Bikes.
Die Resonanz von Herstellerfirmen, Handelsunternehmen und Endverbraucher:innen sind äußerst positiv. Die steigende Nachfrage zeigt uns, dass das Bewusstsein für nachhaltige Produkte wächst. Händler:innen profitieren von einem attraktiven Angebot, das ihnen ermöglicht, umweltbewussten Kund:innen eine nachhaltige Alternative anzubieten. Verbraucher:innen schätzen nicht nur die ökologischen Vorteile, sondern auch die hohe Qualität und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis.»
4. Um Fahrrad-Komponenten im Sinne der Nachhaltigkeit ein zweites Leben zu geben, ist Brose auch auf Zuliefererfirmen, Händler:innen, Kund:innen etc. angewiesen. Welche Maßnahmen sind wichtig, damit sich dieser Ansatz in Zukunft weiter etablieren kann und stetig effizienter wird?
«Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft erfordert ein starkes Netzwerk und ein gemeinsames Verständnis für Nachhaltigkeit. Deshalb setzen wir auf enge Partnerschaften mit unseren Zuliefererfirmen, Händler:innen und Endkund:innen. Nebenbei investieren wir in Schulungen und Informationskampagnen, um Handelsunternehmen und Endverbraucher:innen die Vorteile von Remanufacturing näherzubringen. Ein generell wichtiger Aspekt wäre eine einheitliche globale Gesetzgebung bezüglich Nachhaltigkeit, um weltweit konsistente Standards zu schaffen, und sicherzustellen, dass nachhaltiges Handeln überall dieselbe Priorität hat. Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen – denn nachhaltige Innovationen sind nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern wir sehen sie auch als ein Wettbewerbsvorteil für die gesamte Branche.»
Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Vers!
Juni 2025
Bildnachweis: ZIV – Die Fahrradindustrie
Über das ZIV-Kurzinterview-Format «4 Fragen an…»
Hier kommen spannende Persönlichkeiten aus dem Ecosystem Fahrrad und seinem Umfeld zu Wort. Begrenzt auf vier Fragen des ZIV geben Sie Einblicke in ihre Gedanken, Erfahrungen und Visionen – knapp, prägnant und auf den Punkt.
«Wir sehen das Remanufacturing als einen wichtigen Baustein innerhalb unserer umfassenden Kreislaufwirtschaftsstrategie. Zwar gibt es verschiedene Methoden, um Komponenten nachhaltig zu recyclen – wie das klassische Recycling, das Reuse (also die direkte Wiederverwendung) oder die Reparatur von Einzelkomponenten – doch gerade bei unseren komplexen Mittelmotoren für E-Bikes überzeugt das Remanufacturing durch seine besondere Qualität und Nachhaltigkeit. Es ist für uns der effektivste Weg, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu vereinen. Während Recycling oft mit einem hohen Energieaufwand verbunden ist, ermöglicht unser Ansatz die Wiederaufbereitung und Wiederverwendung hochwertiger Bauteile mit deutlich geringerem Ressourceneinsatz.
Konkret bedeutet das: Rückgeführte Motoren unserer Kund:innen werden zunächst einer detaillierten Analyse unterzogen. Danach werden Komponenten wie die Elektronik, Hohlwellen, Magnete, Drehmomentsensoren und Steckerbuchsen ausgebaut, gereinigt, getestet und eingelagert. Die zurückgewonnenen Bauteile werden dann zusammen mit den neuen Teilen auf unserer Serienfertigungsanlage zu einem Remanufacturing-Antrieb montiert. Jeder Reman-Drive durchläuft dieselben strengen Qualitätskontrollen wie die Neuprodukte, sodass er ihnen in puncto Leistung und Lebensdauer in nichts nachsteht. So reduzieren wir Abfall, sparen wertvolle Rohstoffe und bieten den Endverbraucher:innen eine nachhaltige Alternative zum Neukauf.»
3. Ihr Verfahren füllt eine Lücke zwischen Reparatur und Neuprodukt. Welche umweltschonenden Vorteile ergeben sich daraus und wie wird das von Herstellern, Handel und Verbraucher:innen wahrgenommen?
«Unser Remanufacturing-Ansatz führt zu einer erheblichen CO₂-Reduktion (pro Antrieb 13 kg CO2-Äquivalente im Vergleich zum Neuprodukt), da wir den Material- und Energieaufwand für die Herstellung minimieren. Gleichzeitig verlängern wir die Nutzungsdauer unserer Antriebe und somit auch der E-Bikes.
Die Resonanz von Herstellerfirmen, Handelsunternehmen und Endverbraucher:innen sind äußerst positiv. Die steigende Nachfrage zeigt uns, dass das Bewusstsein für nachhaltige Produkte wächst. Händler:innen profitieren von einem attraktiven Angebot, das ihnen ermöglicht, umweltbewussten Kund:innen eine nachhaltige Alternative anzubieten. Verbraucher:innen schätzen nicht nur die ökologischen Vorteile, sondern auch die hohe Qualität und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis.»
4. Um Fahrrad-Komponenten im Sinne der Nachhaltigkeit ein zweites Leben zu geben, ist Brose auch auf Zuliefererfirmen, Händler:innen, Kund:innen etc. angewiesen. Welche Maßnahmen sind wichtig, damit sich dieser Ansatz in Zukunft weiter etablieren kann und stetig effizienter wird?
«Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft erfordert ein starkes Netzwerk und ein gemeinsames Verständnis für Nachhaltigkeit. Deshalb setzen wir auf enge Partnerschaften mit unseren Zuliefererfirmen, Händler:innen und Endkund:innen. Nebenbei investieren wir in Schulungen und Informationskampagnen, um Handelsunternehmen und Endverbraucher:innen die Vorteile von Remanufacturing näherzubringen. Ein generell wichtiger Aspekt wäre eine einheitliche globale Gesetzgebung bezüglich Nachhaltigkeit, um weltweit konsistente Standards zu schaffen, und sicherzustellen, dass nachhaltiges Handeln überall dieselbe Priorität hat. Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen – denn nachhaltige Innovationen sind nicht nur ein Beitrag zum Umweltschutz, sondern wir sehen sie auch als ein Wettbewerbsvorteil für die gesamte Branche.»
Vielen Dank für Ihre Antworten, Herr Vers!
Juni 2025
Bildnachweis: ZIV – Die Fahrradindustrie
Über das ZIV-Kurzinterview-Format «4 Fragen an…»
Hier kommen spannende Persönlichkeiten aus dem Ecosystem Fahrrad und seinem Umfeld zu Wort. Begrenzt auf vier Fragen des ZIV geben Sie Einblicke in ihre Gedanken, Erfahrungen und Visionen – knapp, prägnant und auf den Punkt.