Mountainbiken in Deutschland naturverträglich mitgestalten und Potenziale erkennen

Auf einem Fachgespräch zum Thema Mountainbiken am 17. Oktober 2024 in Berlin haben sich Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Industrie intensiv zum naturverträglichen Fahrradfahren ausgetauscht. Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV – Die Fahrradindustrie wandte in seinem Resümee den Blick entschlossen nach vorn: «Mit dem Bike Nature Movement ist das Thema Mountainbiken im politischen Berlin angekommen – gemeinsam geben wir ihm Stimme und Gewicht.»
MTB-Fachgespräch stößt Austausch an
Mit dem jüngsten Fachgespräch schaffte es die Initiative Bike Nature Movement (BNM) einmal mehr, einen wichtigen Austausch zwischen Expert:innen aus Recht, Industrie und Politik zu den brennenden Themen des Radfahrens in Wald und Natur anzustoßen. Das Fachgespräch wurde von Bernt Farcke, Leiter der Abteilung Wald, Nachhaltigkeit und nachwachsende Rohstoffe im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit einem Grußwort eröffnet, der die konstruktive politische Zusammenarbeit mit den Fahrradverbänden lobte und die Erholungsfunktion des Fahrradfahrens hervorhob. Diese wichtige Einordnung sei so auch im aktuellen Novellierungsprozess des Bundeswaldgesetzes berücksichtigt worden.
Herausforderung Rechtssicherheit
Auf der Agenda des Fachtages standen Aspekte der Haftung und Verkehrssicherung von Mountainbike-Trails, welche momentan für Behörden und private, sowie kommunale Waldeigentümer:innen noch viele (rechtliche) Hürden bieten. Die Vorträge von Janet Weick (Deutsche Initiative Mountainbike) und dem Juristen Reiner Hilsberg sahen bei der Verkehrssicherungspflicht mögliche Entlastungen für die Waldeigentümer:innen. Auch wünschten sich beide vom Gesetzesgeber mehr rechtliche Klarheit in diesem Bereich. Auch der Bedarf nach Dialogformaten und Aufklärungsarbeit, um Kommunen und Waldbesitzende zu unterstützen, wurde deutlich. Einigkeit herrschte darüber, dass eine Verankerung von Haftung und Verkehrssicherheit im Bundeswaldgesetz für Erleichterungen und Rechtssicherheit bei allen Beteiligten führen könnte.
Best Practices für ein vereinfachtes Miteinander
Janet Weick und Sonja Schreiter von der Deutschen Initiative Mountainbike gaben Einblicke in die erfolgreichen Trail-Projekte aus dem Rems-Murr-Kreis und dem Schmausenbuck bei Nürnberg. Diese beiden Best Practice Beispiele zeigen, wie ein Trailnetz sowohl für den Naturschutz als auch für die Erholungssuchenden niedrigschwellig und lösungsorientiert umgesetzt werden kann. Wie das am Nürnberger Schmausenbuck gelungen ist, beleuchtet dieses Interview ausführlich.  
Marius Lahme vom Landkreis Waldeck-Frankenberg stellte den Zuhörenden das größte landkreisübergreifende Trailnetz Europas, die Green Trails in Hessen vor. Er legte dar, wie mehrere Landkreise sich für den Bau dieses Trailnetzes als Standortfaktor und zur Regionalförderung eingesetzt haben.
Klimawandel | Bewegungsmangel | Digitalisierung
Neben reichlich Möglichkeiten zum Networking bot der Fachtag am Nachmittag Informationen zu den Themen Klimawandel in Mittelgebirgsregionen: Tilman Sobeck, Vorstand des Mountainbike Forums Deutschland, bewertete das Fahrrad als Gamechanger, indem es die wirtschaftliche Zukunft des Tourismus in den Mittelgebirgs- und Alpenregionenen zu sichern hilft.

Mountainbiken dient auch der Förderung der Bewegung und Geschicklichkeit von Kindern und Jugendlichen.  An den Schulen sind die Schoolbikers hier ein exzellentes und aktivierendes Beispiel. Die Plattform Digitize the planet bietet die notwendige Digitalisierung von behördlichen Dokumenten beim Thema Naturschutz und Betretungsrecht.
Austausch mit der Politik
Auf einer abschließenden Diskussionspanel mit Henning Rehbaum (Bundestagsabgeordneter der CDU/CSU Fraktion und Mitglied im Parlamentskreis Fahrrad), Bernhard Johanni (Geschäftsführer der Firma SRAM Deutschland), Hendrikje Lucic (Verband der deutsche Sportartikel-Industrie) und Svenja Golombek (Koordinatorin des BNM und Leiterin Sport, Freizeit und Tourismus beim ZIV) wurde sehr lebendig über die weitere Förderung und die Potenziale des Mountainbikens und die Bedeutung für Daseinsvorsorge, Gesundheit, Wirtschaft und Tourismus diskutiert. Dabei wurde die Wichtigkeit von intensiven Austausch- und Dialogformaten, wie diesem ersten MTB-Fachgespräch, betont, sowie die Notwendigkeit von weiterer Vernetzung und Austausch unterstrichen.
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Radfahren in Wald und Natur
Radfahren ist eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten in Deutschland und rund 80 Prozent der Haushalte besitzen ein oder mehrere Fahrräder, die sie regelmäßig nutzen. Über 16 Mio. Menschen begeistern sich in Deutschland für das Mountainbiken. Damit ist das naturnahe Radfahren beliebter als der Volkssport Fußball spielen. Ob im Alltag oder im Urlaub, zur Naherholung und auf naturnahen Wegen, mit viel Nervenkitzel in Trail- oder Bikeparks und als Lösung gegen den immer weiter ansteigenden Bewegungsmangel in der Bevölkerung. Auch als Wirtschaftsfaktor: Fahrradfahren hat unendlich viele Facetten. Diese Vorzüge werden besonders im Mountainbiken vereint. Wald und Natur locken immer mehr Menschen an und machen Lust, sich aufs Rad zu setzen, Erholung zu finden.
Chancen des naturnahen Mountainbikens
Diesem Interesse, gilt es gerecht zu werden. Dabei stellt die Naturverträglichkeit des Mountainbikens und der dazugehörigen Trails eine besonders wichtige Komponente dar. Gepflegte, bedarfsgerechte und ausfinanzierte Angebote, die an Radfahrer:innen gerichtet sind, erleichtern einen naturfreundlichen und sicheren Umgang mit Wäldern, stärken den Radtourismus und schaffen nachhaltiges Interesse am Radfahren und stärken perspektivisch auch das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel.
Bike Nature Movement stärkt das Mountainbiken
Mountainbiken bietet ein großes Potenzial für die entsprechenden Regionen und die Menschen, die dort leben. Im Bike Nature Movement (BNM) haben sich der ZIV als Interessenverband der Deutschen Fahrradindustrie, die Deutsche Initiative Mountainbike (DIMB) und das Mountainbike Forum Deutschland (MTF) zusammengeschlossen, um genau diesem Potenzial und Millionen von naturnahen Radfahrer:innen eine Stimme und mehr gesellschaftliches Gewicht zu geben. Gemeinsam mit vielen anderen Fachverbänden setzen sie sich für die nachhaltige und umweltverträgliche Förderung des Mountainbikens ein, um den Bedürfnissen von Millionen von erholungssuchenden Radfahrenden gerecht zu werden.