Perspektiven für Fahrrad­wirtschaft: EU-Kommission veröffentlicht Mobility Transition Pathway

Berlin, 31. Januar 2024 | Stärkung des europäischen Mittelstandes, führende Rolle bei Digitalisierung und Nachhaltigkeit, mehr Wertschöpfung in Europa – diese Anliegen stehen im Mittelpunkt der EU-Industriestrategie, Teil des europäischen Green New Deals. Als eines von mehreren industriellen Ökosystemen, hat sich die EU-Kommission dazu auch die Mobilitätsindustrie vorgenommen – selbstverständlich angesichts der Rolle, die Bahn, und insbesondere die Automobilindustrie für den Standort Europa spielen. Keineswegs selbstverständlich ist dagegen, dass die Kommission die Fahrradindustrie auf Augenhöhe einbezogen hat. Hier zahlt sich die Arbeit des ZIV-Dachverbandes CONEBI (Confederation of the European Bicycle Industry), unter Führung von Erhard Büchel, aus.

In dieser Woche hat die EU-Kommission den Mobility Transition Pathway (MTP) zur nachhaltigen Transformation der europäischen Mobilitätswirtschaft veröffentlicht. Am Entstehungsprozess des Papiers waren CONEBI, Cycling Industrie Europe (CIE) und der ZIV als Stimme der deutschen Fahrradindustrie sowie weitere Vertreter:innen der europäischen Fahrradbranche aus Unternehmen und Verbänden maßgeblich beteiligt, um die Belange der Fahrradindustrie und des Ökosystems Fahrrad im Dialog mit der Europäischen Kommission deutlich hörbar zu machen.

«Wir begrüßen es sehr, dass die EU-Kommission die Bedeutung der Fahrradbranche für den Mobilitätssektor im MTP anerkennt. In der sehr intensiven Erarbeitungsphase und in den vielen Gesprächen mit Vertreter:innen der Kommission (DG GROW) konnten wir, gemeinsam mit unseren europäischen Partnern, die Themen und Bedürfnisse der Fahrradindustrie adressieren und uns auf einen ambitionierten Maßnahmenplan mit klaren Zuständigkeiten verständigen. Nun gilt es rasch in die Umsetzung zu gehen», so Anke Schäffner, Leiterin Politik & Interessenvertretung des ZIV, die maßgeblich am Erarbeitungsprozess des MTP beteiligt war.

Der MTP benennt zahlreiche Maßnahmen zur nachhaltigen und digitalen Transformation der Mobilitätswirtschaft. Dabei werden insbesondere die Themenblöcke nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, Regulierung & Public Governance, Soziale Dimension, Fachkräfte​, Forschung & Entwicklung​, Infrastruktur​ und Investitionen & Finanzierung​ in den Fokus genommen. Allen genannten Maßnahmen wurden die zuständigen Akteure und Zeitrahmen zugeordnet.

Um die Umsetzung des ambitionierten Plans erfolgreich zu gestalten und zügig auf den Weg zu bringen, muss die Fahrradindustrie gut abgestimmt und konstruktiv ihre Aufgaben zur Zukunftssicherung angehen. Der ZIV wird, unterstützend in Europa und federführend in Deutschland, die Unternehmen dabei begleiten und die notwendigen Prozesse organisieren. Neben der Automobil-, Schifffahrts- und Bahnbranche wird die Fahrradbranche von der Europäischen Kommission als integraler Bestandteil des Ökosystems Mobilität anerkannt. In der Industriestrategie der deutschen Bundesregierung sucht man den Fahrradsektor hingegen vergebens. Anke Schäffner: «Innerhalb Europas ist die deutsche Fahrradindustrie die bedeutendste. Deutschland ist der größte Fahrrad- und E-Bike-Markt in Europa. Umso irritierter stellten wir fest, dass unter der Überschrift ‚Mobilitätsindustrie‘ in der vom grünen Bundeswirtschaftsminister Habeck Ende Oktober 2023 vorgestellten Industriestrategie die Fahrradbranche keine Erwähnung findet.»

Die Bedeutung des Ökosystems Fahrrad innerhalb der Mobilitätsindustrie darf aus Sicht des ZIV von politischen Akteuren nicht länger unterschätzt werden. Neben der Produktion von Fahrzeugen und Komponenten sind auch Fahrradtourismus, Firmenrad-Leasing, Fahrradlogistik, Sharing und die Kombination von Fahrrädern mit dem ÖPNV, inzwischen bedeutende Wirtschaftsfaktoren. Und die Potenziale der Emissionseinsparungen im Verkehrssektor sind als Beitrag zum Klimaschutz unterbelichtet.
Anke Schäffner: «Es ist höchste Zeit für die Bundesregierung, ihre Industriestrategie endlich nachzubessern! Um die Stärke, Innovationskraft und Bedeutung der deutschen Fahrradwirtschaft für die Zukunft zu sichern, halten wir deren Berücksichtigung in einer Industriestrategie für Deutschland für unerlässlich. Sie muss auch in den Maßnahmen zu deren Umsetzung Beachtung finden. Die deutsche Fahrradwirtschaft ist nicht nur legitimer Bestandteil der deutschen Mobilitätsindustrie, sie ist eine Industrie der Zukunft in diesem Sektor und muss dementsprechend von der Bundesregierung berücksichtigt werden!»
Download Bildmaterial


ZIV – Die Fahrradindustrie
Der ZIV ist die Interessenvertretung und starke Stimme der Fahrradindustrie. Als Branchenverband bündelt und vertritt der ZIV rund 120 Mitgliedsunternehmen gegenüber den Gesetzgebern in der EU und in Deutschland, der Regierung, Behörden, Medien, Institutionen und Organisationen. 90 Prozent der 2022 in Deutschland produzierten Fahrräder und E-Bikes stammen von Mitgliedsunternehmen des ZIV, die zusätzlich zum Absatz im Binnenmarkt jährlich 2 Mio. Fahrzeuge exportieren. Der ZIV vertritt etablierte Unternehmen und Start-ups, produzierendes Gewerbe und Handel (inklusive Import und Großhandel) sowie Akteure aus dem gesamten Ecosystem Fahrrad.

Pressekontakt
Reiner Kolberg, ZIV – Die Fahrradindustrie, Reinhardtstraße 7, 10117 Berlin, Tel.: +49 30 439 735 767, presse@ziv-zweirad.de